Jörg Maurer, geboren und wohnhaft im „Kurort“ am Wettersteingebirge, war in Hamburg und gab zum Abschluss des diesjährigen Hamburger Krimifestivals ein musikkabarettistisches Krimisolo.
Vorab hatte der „Kultkabarettist“ dem heimischen Abendblatt ausgetüftelte Antworten auf die Fragen gegeben, die man Krimiautoren so stellt. Manch ein Besucher, das ergab eine Blitzumfrage in der Reihe hinter mir, kam mit Dialogen wie diesem nicht völlig klar: „Und wie ist dann die Figur Ihres Kommissars Jennerwein entstanden?“ „Maurer: Ich habe mit den Ohren angefangen.“ Aber trotz Unverständnis waren die weltoffenen Hamburger gekommen, Kampnagels K 6 war mit ca. 700 Besuchern voll.
Verwundertes Schweigen sank nach dem ersten „erfreulichen Geräusch“ (= Applaus) herab, als der Autor vorführte, dass man den Anfang seines Romans UNTERHOLZ als Thriller ebenso wie als Gutenachtgeschichte vortragen kann. Kommt auf Stimme und Intonation an. Blut ist auch nur ein grauslicher Saft. Als Maurer – beim ersten Solauftritt am Gasteig vor 40 oder 30 Jahren ins Stocken gekommener und deshalb zum Kabarettisten abgestiegener Konzertpianist – Beethovens Kinderquälerei „Für Elise“ mit Pink-Panther-Melodiefetzen und Tatort-Erkennungsmelodie aufrockte, da kamen den Hanseaten doch ein paar Bedenken. Sollte das Krimi sein? Oder heiteres Melodienraten?
Es war ’ne Wucht. Fand ich.
Musik sind auch seine Romane, die zu Verkaufszwecken Alpenkrimis genannt werden. Sie unterhalten nach dem Zwiebelprinzip in zahllosen Schalen: die Schuhplattler können mitplatteln, die Touristen die Authentizität anbeten, die Krimikritiker kichern, die Asiaten Haikus entdecken und die organisierten Verbrecher sich weiterbilden. Prädikat: absolut unschädlich für Doofe. Mit breitem Dialekt-Angebot.
Jörg Maurer: Unterholz
Scherz, 432 Seiten