Es war der erste Kriminalroman, der in der Sowjetunion spielte, verfasst von einem amerikanischen Autor: GORKI PARK.
Inzwischen versuchen allerhand schlechtere Nachfolger, Martin Cruz Smith zu imitieren. 1972 hatte er gerade einmal sechs Tage Zeit, als Pauschaltourist Moskau kennen zu lernen. Diese Eindrücke, seine Erfahrung als Underdog (doppelt: seine Eltern waren Wandermusiker, seine Mutter Tochter eines Yaqui-Indianers und einer Frau mit spanischen und pueblo-indianischenWurzeln) und sein in zig Heftchenromanen scharf geschliffenes Talent reichten aus, mit Arkadi Renko einen unsterblichen Ermittler und ein in Grautönen fluoreszierendes Bild Moskaus unter Breschnew zu schaffen.
Ich hatte 2010 die Gelegenheit, ihn in Kalifornien zu besuchen. Das war die Grundlage für das Nachwort, das ich jetzt zur Neuauflage von Gorki Park beisteuern durfte.
Natürlich hat manches darin ein wenig Patina angesetzt. Für jüngere Leser mag es schon einen Unterschied machen, ob man die UdSSR noch als real existierenden Staat gekannt hat oder heute als geschichtliches Phänomen betrachtet.
Mich hat bei der Wieder-Lektüre vor allem die weitsichtige, im Film weitgehend ausgesparte Verwicklung der Intrige mit den Machenschaften beider Geheimdienste erstaunt. Der Showdown zwischen Renko und dem Pelzhändler Osborne findet nämlich in New York statt, assistiert von CIA/FBI einerseits und KGB andererseits.
Ich finde: GORKI PARK lohnt immer noch die Lektüre.
In seinem neuesten Roman TATJANA ist Cruz Smith noch knapper, sarkastischer geworden. Von scharfer Aktualität ist der Plot: eine Journalistin, deren Aktivitäten an Anna Politkowskaja erinnern, „fällt“ aus dem Fenster; Gansterkönige bekriegen sich um die Nachfolge des verstorbenen Obermackers.. Tatjana ist auf Anhieb auf der KrimiZEIT-Bestenliste Dezember gelandet.
Martin Cruz Smith: Tatjana
Aus dem Englischen von Susanne Aeckerle
C.Bertelsmann, 320 Seiten
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