Die Krimibestenliste im Februar: drei neue Romane und viel Englisches
Im Februar ist meist nichts viel los, vom fortdauernden Lockdown mal ganz abgesehen.
Sieben Titel der Januarliste sind wieder dabei, an der Spitze der Debütroman des Iren Tim MacGabhann DER ERSTE TOTE.
„Crónica“ nennt man in Mexiko, wo MacGabhann lange als Reporter tätig war, die Mischung aus Autobiographie, Tatsachenroman und Fiktion: Es gibt Namen und Tatsachen, die nur unter Lebensgefahr genannt werden dürfen. Und von dieser Lebensgefahr handelt DER ERSTE TOTE, durchaus mit autobiographischem Hintergrund.
Mich freut, dass der wunderbare Roman WESTWIND von Samantha Harvey weiter nach oben gerückt ist. Und dass Robert Galbraith‘ BÖSES BLUT immer noch dabei ist. Schade, dass der beachtliche tschechische Politkrimi von Iva Procházková DIE RESIDENTUR schon ausgeschieden ist.
Neu dabei sind zwei US-Autoren und ein Schotte.
Mir hat besonders Graham Moores VERWEIGERUNG gefallen, ein sehr raffinierter twistreicher Roman, der Zweifel über Zweifel sät: An der Kompetenz des amerikanischen Rechtssystems, das auf die – durch das System manipulierte – Intelligenz der leute aus dem Volk setzt, an „Wahrheit“ und „Lüge“ und in der Tradition John Grishams, aber weniger holzhammermäßig vorführt, wie das Recht sich auf Reich und Arm, Weiß und Schwarz sehr ungleich verteilt.
Ein Nebenaspekt der Handlung – während die Jury monatelang ein- und von der Außwenwelt abgeschlossen ist – gehen zwei Jurymitglieder, die nicht einmal über den Fall reden drüfen, eine Liebesaffäre ein. Was in der VERWEIGERUNG nur am Rande eine Rolle spielt, steht im Zentrum eines andern Courtroom-Dramas ANATOMIE EINES PROZESSES von Jill Ciment (bei ars vivendi). Die Amerikaner scheinen der Integrität ihrer Jurys nicht mehr allzu viel zuzutrauen.
Die Krimibestenliste Februar finden Sie bei Deutschlandfunk Kultur hier und als PDF zu Ausdrucken hier.
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Bleiben Sie munter! Ihr Tobias Gohlis
Karl Schapper meint
Immer wieder prima Anregungen, die aus dem Krimi-Allerlei herausragen.
Dafür vielen Dank.
Andrea Schleicher meint
Vielen Dank für das Herausfischen von Perlen aus dem Mainstream Brei, ich werde regelmäßig fündig.
Viele Grüße!
Uwe Olschewski meint
Die Krimibestenliste ist inzwischen bei der Lektüreauswahl unverzichtbar geworden! Vielen Dank für die häufig sehr guten Tipps außerhalb des Mainstreams!
Gabriele Rohlf-Buhrdorf meint
Hallo Guten Tag Herr Gohlis,
Ihnen und Ihren Mistreitern ein großes DANKE für die hervorragende Vorauswahl der besonderen Krimis. Sie ist eine super Hilfe, im Einheits-Krimi-Brei, die Perlen zu finden. Im Moment lese ich Die Residentur. Ein besonderes Buch, das nicht ganz leicht zu lesen ist. Mir gefällt der Schreibstil und die Geschichte ist anrührend – Familie eben. Eingebettet in die politische Situation unbedingt eine Perle.
Viele Grüße
Bleiben Sie und Ihre Lieben immer gesund und munter Gaby Rohlf-Buhrdorf
Tobias Gohlis meint
Ja, Liebe Frau Rohlf-Buhrdorf,
ein seltsam sperriges Buch, aber halten Sie durch bis zum Ende, das wird Sie überraschen. Wenn ich Tschechisch könnte, würde ich versuchen, die dortigen Reaktionen zu studiern.
Günter Gloser meint
Vielen Dank für die Vorsichtung. Freue mich, immer neue Hinweise auf Entdeckungen zu erhalten. Warum die FAS bei der Veröffentlichung nicht mehr mitwirkt, ist mir schleierhaft.